Die hier so präzise angelegten Personen der Handlung spielen ihren Interpreten hilfreich in die Hände, so dass kein Widerspruch zwischen musikalischer und gestalterischer Präsentation entsteht. Maria Riccarda Wesseling ist keine abgetakelte ältliche Frau mit bereits von Verschleiß gezeichneter Charakterstimme, sondern als Kabanicha eine Frau im durchaus noch repräsentativen Alter und einem voll im Saft stehenden Mezzosopran mit bisweilen dunkel tiefer Einfärbung.

Nach außen heuchelt ihre Schwiegermutter rigoros einen moralischen Lebenswandel, im Verborgenen aber treibt sie es mit dem verheirateten Dikoj, dem Onkel von Katjas Geliebtem Boris. Beklemmend führt die Regie dem Publikum diese Doppelmoral vor Augen. Die Mezzosopranistin Maria Riccarda Wesseling singt als despotische Herrin des Hauses so kalt und schroff, dass es einen friert. Grob plärrt sie in der vulgären Liebesszene mit Dikoj, dem brutalen Gewaltmenschen (Patrick Zielke). Musikalische Psychologie könnte nicht eindrücklicher sein.

Kat'a Kabanova: Corinne Winters

Tichon: Rainer Trost

Kabanicha: Maria Riccarda Wesseling

Dikoj: Patrick Zielke

Varvara: Ida Ränzlöv

Kudrjaš: Kai Kluge

Stage direction: Jossi Wieler and Serge Morabito